Bemerkung vorweg: Diejenigen unter uns, die Hartwig Hausdorfs "Die Rückkehr der Drachen" besitzen, werden hier nichts Neues erfahren...
1912 schrieb Sir Arthur Conan Doyle in London seinen Erfolgsroman "The Lost World". Wer das Buch nicht gelesen hat, kennt sicher mindestens eine der zahlreichen Verfilmungen. Das Werk handelt von einer Forschungsexpedition in den südamerikanischen Regenwald. Das Ziel der Reise: Der Nachweis von lebenden Dinosauriern auf einem geheimnisvollen Hochplateau. Die zunächst skeptische Truppe sieht sich bald einer prähistorischen Fauna gegenüber.
Vielleicht sind Doyles Erzählungen mehr als nur Science-Fiction. Man hat merkwürdige Berichte verzeichnet, die das zu bestätigen scheinen.
Doch zuerst etwas zum Schauplatz dieses Rätsels: Die "Gran Sabana", eine Region im Grenzgebiet von Venezuela, Brasilien und Guyana. Dieses Gebiet zeichnet sich durch zahlreiche charakteristische Tafelberge, "Tepuis" genannt, aus. Der Begriff "Tepui" stammt aus der Sprache der dortigen Indianer und bedeutet soviel wie "Haus der Götter". Es sind riesige Felsklötze, die bis zu 2000 Meter aus dem tropischen Regenwald herausragen. Aufgrund ihrer äußerst schweren Zugänglichkeit zählen sie zu den weißen Flecken der Erde.
Dort oben herrscht ein völlig anderes Klima als im Wald rundum. Während im Regenwald zu Füßen der Berge Durchschnittstemperaturen von ca. 27°C herrschen, ist es auf den Tepuis nur knappe 10°C warm, und das bei oft starken Regenschauern und heftigen Stürmen. Trotzdem ist die Sonneneinstrahlung sehr intensiv.
Es war schwer, das Alter des Tafelberg-Gesteins zu schätzen, da in dem extrem harten Felsen (zu 95% aus reinem Quarz bestehend) keine Fossilien zu finden sind. Vor kurzem hat man dank bestimmter Gesteinseinschlüsse das Alter ermitteln können: über 1,8 Milliarden Jahre.
Schon seit mindestens 60 bis 70 Millionen Jahren sind die Tepuis isoliert, also waren sie es auch, noch ehe die Säugetiere die Dinosaurier "ablösten". Ein Artenaustausch mit dem umstehenden Regenwald ist unter anderem durch die Steilwände so gut wie unmöglich, außer natürlich für Vögel und fliegende Insekten. Auf den Tafelbergen existieren sogenannte endemische Spezies, also Tier- und Pflanzenarten, die nur dort und nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Biologen rechnen damit, dass bis zu 80% aller Organismen auf den Tepuis endemisch sind. Zudem soll jeder Einzelne von ihnen seine eigene charakteristische Tier- und Pflanzenwelt tragen.
Tatsächlich hat man im Gran Sabana bereits ausgestorben geglaubte Arten entdeckt, nämlich 1974 in einem Vulkankrater zwischen der Sierra Maigualida und dem Orinoco. Eine Expedition brachte viele unbekannte Pflanzenarten sowie mehrere kleinere Tiere mit, die man für seit dem Mesozoikum ausgestorben gehalten hatte.
Saurier auf den Tepuis? Dafür sprechen die (angeblichen) Beobachtungen des in Lettland geborenen Einsiedlers Alexander Laine, ein Tepuiforscher. Er gilt als einer der besten Kenner des berühmten Auyan-Tepuis, wo sich der höchste Wasserfall der Welt, der Salto Angel, über 1000 Meter in die Tiefe stürzt. Vor Jahrzehnten schon will der Mann einen verborgenen Aufstieg zum Hochplateau gefunden haben, dessen genauen Standpunkt er bis heute geheim hält. Dort oben hat er angeblich saurierähnliche Tiere beobachtet. Ort der Sichtung war das "Valle encantado" ganz oben auf der von mehreren Flüssen und Canyons durchzogenen Hochebene des Tepuis. Laime sah aus nur 25 Metern Entfernung auf einem großen Stein im Wasser drei seltsame Lebewesen. Sie sonnten sich offensichtlich. Die Tiere trugen Flossen wie Seehunde und eine glatte, dunkle Haut, aber kein Fell. Zudem hatten sie einen langen, nach oben gereckten Hals mit einem kleinen Reptilienkopf. Sie ähnelten eindeutig Plesiosauriern, waren jedoch weitaus kleiner. Laime sagte, der Körper sei nur etwa 80 cm lang gewesen, der Hals 40 cm. Die Schulterhöhe (ohne Flossen) betrug etwa 20 cm. Als der Mann seine Kamera zückte, sprangen die Wesen ins Wasser und ließen nur noch ihre langen Hälse blicken, bevor auch diese untertauchten. Keine Fotos, keine Beweise. Später will Laime die Tiere noch einmal aus größerer Entfernung gesehen haben.
Vielleicht hat sich eine isolierte Gruppe der großen Plesiosaurier der Vorzeit an den begrenzten Lebensraum auf dem Auyan-Tepui angepasst und ist im Laufe der Zeit zu "Zwergen" geworden? Der Tafelberg hat eine Fläche von etwa 700 qkm.
Anfang der 90er Jahre begab sich ein Fernsehteam des ZDF zu den Tepuis, um für die Serie TERRA-X eine Reportage zu produzieren. Während der Dreharbeiten suchte das Team nach weiteren Hinweisen für das mögliche Überleben vorzeitlicher Echsen auf den Plateaus. Ihr venezolanischer Expeditionsleiter Armando Michelangeli berichtete, während eines Helikopterfluges über dem Auyan-Tepui drei merkwürdige Tiere gesehen zu haben: Er beobachtete in einem kleinen See auf dem Plateau so etwas wie konzentrische Wellen mit "etwas Schwarzem" im Zentrum. Dann erkannte er drei saurierähnliche Geschöpfe. Auch der Pilot des Hubschraubers sah sie.
Das TERRA-X-Team fand weitere Spuren und Hinweise für unbekannte Echsen auf den Plateaus, so zum Beispiel eine Art Reptiliennest, eine Mulde im Boden, einen Meter groß, mit trockenem Laub ausgepolstert. Rundherum frische Spuren mit Krallenabdrücken, die niemand bestimmen konnte. Einige Tage später fand man dreizehige Spuren im Sand, dazu die Schleifspur eines Schwanzes. Ein auf den Hinterbeinen jagendes Reptil? Dummerweise lässt das moderne Bild der Dinosaurier keinen auf dem Boden schleifenden Schwanz zu.
Auyan-Tepui
So konnte also auch diese Expedition weder den lebenden Beweis noch gute Filmaufnahmen mit nach Hause bringen. Aber jede neue Forschungsreise in diese schwer zugänglichen Gebiete würde neue Erkenntnisse zu Tage fördern. Das Problem ist nur, dass der einfachste Weg auf die Hochplateaus der Helikopterflug wäre, und der macht vermutlich so viel Lärm, dass er die "Dinosaurier" verscheuchen würde.
Nun noch ein Blick auf die Nahrungskette: Was würden die vorzeitlichen Reptilien fressen? Auf dem Auyan-Tepui findet man unzählige große, krötenartige Frösche. Auch Schlangen gibt es dort, jedoch offensichtlich so gut wie keine Fische. Dann waren es jedoch auch keine Fischotter, die Alexander Laime sah ...
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